Von der Kraftfahrzeugtechnik zur Medizintechnik
(oder vom Werden und Wachsen der Firma Apelt HNO-Geräte)
Im Jahr 1985 bahnten sich große Veränderungen in der damaligen Sowjetunion an. Im Osten Deutschlands ahnte man noch nicht einmal etwas davon. Seit Anfang der siebziger Jahre waren die meisten kleinen und mittleren Unternehmen verstaatlicht worden und die Versorgung der Bevölkerung ließ immer mehr zu wünschen übrig. Um die Angelegenheit ein wenig zu entschärfen, ließ man bestimmte Handwerke neu zu. Wichtig war nur, dass sie zur Deckung des sogenannten "Bevölkerungsbedarfes" beitrugen.
Ein guter Freund überredete mich, doch einmal mit der Firma Dantschke in Leipzig Kontakt aufzunehmen. Diese suchte einen Kundendienstmitarbeiter für ihre HNO-Behandlungseinheiten in den Bezirken Potsdam, Frankfurt (Oder) und Magdeburg. Also für den Norden Brandenburgs und Sachsen-Anhalts. Ein völliges Neuland für den bisherigen KFZ-Techniker. Dazu war auch noch die Selbständigkeit erforderlich, da die Leipziger schon die zulässige Grenze eines Handwerksbetriebes erreicht hatten.
Nach dem Motto "was man hat weiß man, was man bekommt, weiß man nicht" gab es einige schlaflose Nächte. Kurz und gut, es waren nicht die letzten. Nach dem Stellen des Gewerbeantrags dauerte es fast neun Monate, bis die Ablehnung kam. Inzwischen wurden schon einige dringende Reparaturen durchgeführt. Nach Einspruch und vielen persönlichen Gesprächen mit allen Verantwortlichen konnte dann im August die Firma eröffnet werden.
Nach vier erfolgreichen Jahren brachten die neuen Zeiten auch viele Ungewissheiten mit sich. Die meisten staatlichen Arztpraxen, Ambulanzen und Polikliniken wurden nach und nach privatisiert und neu ausgestattet. So war an Service kaum zu denken. Dafür suchte ich mir Lieferanten, um eine komplette Praxisausstattung anbieten zu können. Nach einigen Durststrecken und auch Fehlgriffen mit Lieferanten gelang es, langsam zu einer kleinen aber festen Größe am Markt zu werden. 1993 wurde der erste Mitarbeiter eingestellt und die Werkstatt wie auch der Service ausgebaut. Den Kunden war es recht, wenn wir, auch bei Kleinigkeiten, "Für Sie ganz Ohr" waren. So kamen im Laufe der Jahre noch einige Mitarbeiter dazu und unser Programm an Serviceleistungen wie auch an Geräten wurde Schritt für Schritt erweitert. Bis 2002 mussten wir uns den Anforderungen des Medizinproduktegesetzes stellen, welches die alte MedGV ablöste. Dies ging einher mit der Zertifizierung nach ISO 9001 im Jahre 2000.
Spätestens nach 2007 mussten wir feststellen, dass die vorhandenen Betriebsräume zu klein und auch nicht mehr erweiterungsfähig waren. Somit reifte der Plan, nach einem neuen Domizil Ausschau zu halten. Ende 2008 wurden wir fündig. Platz zur Genüge, verkehrsgünstig gelegen und nur 500m vom alten Standort entfernt; da konnte man einfach nicht widerstehen. So durften wir im Jahre 2010, nach diversen Investitionen an Zeit, Geld und auch Nerven, unsere neuen Betriebsräume beziehen.
Inzwischen hat sich also vieles verändert und man selbst auch. Zeit an die Weitergabe des Staffelstabes zu denken. Gut, wenn man vorgesorgt hat. Seit 2011 führt der Junior, seit 1996 in der Firma, die Geschäfte in altem Sinne und mit neuen Kräften und Ideen weiter. So ist zu hoffen, dass nach dem 30-jährigen Jubiläum auch noch weitere folgen werden.
Zum Schluss ein Dankeschön
- an unsere Mitarbeiter, ohne die wir es nicht so weit gebracht hätten
- an unsere Lieferanten, mit denen wir über Jahrzehnte gut zusammen gearbeitet haben und nicht zuletzt auch vor allem
- an unsere Kunden, die uns über die ganze Zeit treu geblieben sind.
- Es gibt Bäume, die wachsen langsam, dafür sind sie fest verwurzelt. -
Jürgen Apelt